Reporter ohne Grenzen (Reporters sans frontières), eine in Paris ansässige international tätige Nichtregierungsorganisation, die sich weltweit für die Pressefreiheit und gegen Zensur einsetzt, hat ein Büro in Taiwan eröffnet, das erste in Asien überhaupt. Christophe Deloire¸ Generalsekretär von Reporter ohne Grenzen, erklärte bei der Eröffnung des Büros am Dienstag, den 18. Juli 2018, Taiwan spiele eine Schüsselrolle, wenn es darum geht, gegen die Bedrohung der Pressefreiheit durch Festlandchina anzugehen.
Präsidentin Tsai Ing-wen bezeichnete den Beschluss, das erste Büro von Reporter ohne Grenzen in Taipeh einzurichten, als ein Zeichen der globalen Anerkennung für die Bemühungen der Regierung der Republik China (Taiwan), die Demokratie zu fördern und die Pressefreiheit im Land zu schützen.
Die Ankündigung zu diesem Schritt war bereits am 07. April dieses Jahres erfolgt. Für Taiwan sei dies auch deshalb so bedeutsam, weil die Bekanntmachung mit dem ersten “Tag der Meinungsfreiheit“ in Taiwan zusammengefallen sei, sagte die Präsidentin. Ihre Regierung hoffe darauf, dass noch weitere NGOs aus dem Ausland diesem Beispiel folgen und Vertretungen in Taiwan gründen würden, weil dann das Land bei der Förderung Menschenrechtsfragen weltweit eine zunehmend wichtige Rolle spielen werde, ergänzte sie.
Deloire bezeichnete Taiwan als den Beweis dafür, dass Demokratie und Pressefreiheit mit der chinesischen Kultur vereinbar seien. Diese Tatsache widerspreche auch den Behauptungen Pekings, das System in Festlandchina sei auf das der chinesischen Kultur zugeschnitten. Was den Kampf für Demokratie und Pressefreiheit angehe, bezeichnete er Taiwan als eine der Gesellschaften, die auf China den größten Einfluss würden ausüben können, aber nicht allein dort, sondern auch auf den Rest der Welt. Er fügte hinzu, eine der Aufgaben des Büros in Taiwan werde sein, die Pressefreiheit in der Region zu kontrollieren, sich bei der Lobbyarbeit von Regierungsstellen zu engagieren sowie sich für Publikationen, Aktionen und Mittelbeschaffung stark machen.
Reporter ohne Grenzen habe sich für Taipeh und gegen Hongkong als Standort entschieden, weil in Taiwan Rechtssicherheit herrsche. In Hongkong bestehe die Gefahr die Überwachung des Teams, in Taipeh werde dies nicht der Fall sein. Auf dem Index für Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen rangiert Taiwan unter 180 Ländern auf Platz 45 und liegt damit in Asien weit vor Südkorea (63), Japan (72), Hongkong (73) und Festlandchina (175). Damit ist Taiwan das einzige Land in der gesamten Region, in der die Pressefreiheit als “ziemlich gut“ eingestuft wird, gegenüber “problematisch“ oder “schlecht“ oder gar “sehr schlecht“. Deloire gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass das ‘Freiheitslabor‘ Taiwan angesichts des Niederganges der Medienfreiheit weltweit ein Beispiel für den Rest des asiatischen Kontinents sein werde.
Die Regierung der Republik China begrüßt den Entschluss von Reporter ohne Grenzen aufs Wärmste. Laut Tsai ist Taiwan durch seine lebendige Zivilgesellschaft, die gut entwickelte Netzinfrastruktur, das hochklassige Fachkräfte-Niveau und die auf der ganzen Welt gepriesenen Lebensverhältnisse eines der am besten geeigneten Länder für ein Büro von Reporter ohne Grenzen. Die Präsenz der Organisation werde dazu beitragen, das Bewusstsein der Öffentlichkeit für Schlüsselfragen zur Pressefreiheit zu schärfen, sagte die Präsidentin und fügte hinzu, die prosperierende Zivilgesellschaft des Landes werde auch weiterhin eine unverzichtbare Rolle dabei spielen, die internationale Pressefreiheit voranzutreiben.
Der Standort Taipeh ist einer von weltweit zwölf Niederlassungen der im Jahr 1985 gegründeten Organisation. Das Büro hat die Funktion einer strategischen Plattform, die auf Anfechtungen der Medienfreiheit in einer Region mit wachsendem internationalen Einfluss reagiert und ist zuständig für Hongkong, Japan, Nordkorea, die Mongolei, Südkorea und Festlandchina.