Taiwans erster Radiosender, der sich vornehmlich an Ureinwohner richtet, ist am Mittwoch, den 09. August 2017, in Taipeh auf der Frequenz 96.3 auf Sendung gegangen – der 09. August war der “Tag der autochthonen Bevölkerungsgruppen der Welt“ der Vereinten Nationen. Der Sender soll unter anderem das Bewusstsein der Menschen in Taiwan für die Kultur, die Geschichte und die Sprachen der Ureinwohner stärken. Präsidentin Tsai Ing-wen war mit dabei als die Rundfunkstation auf Sendung ging.
Der Sender trägt den Namen “Alian“, was in der Sprache Paiwan-Ureinwohner im Süden Taiwans “guter Freund“ bedeute, erklärte die Präsidentin den Hörern. Durch die neue Funkanstalt würden Informationen zu Naturkatastrophen und Rettungseinsätzen die Siedlungen der Ureinwohner schneller erreichen, sagte Tsai. Zudem würden wichtige Nachrichten und internationale Entwicklungen gesendet werden.
Ihre Regierung habe gelobt, das Recht der Ureinwohner auf Mediennutzung zu garantieren. Dies werde nun in die Tat umgesetzt, denn Radio sei ein Medium, das alle Ureinwohnervölker Taiwans nutzen können und das den kulturellen Austausch aller Schichten der Gesellschaft fördern werde, so Tsai. Das Erbe der Ureinwohner bezeichnete die Präsidentin als unermessliches Kulturgut, auf das alle Taiwaner mit Recht stolz sein können.
Die Vorbereitungen zur Inbetriebnahme der Radiostation haben ungefähr ein Jahr in Anspruch genommen. Die Sendezentrale befindet sich bei der Stiftung für die Kultur der Indigenen Völker in Taipeh. Fünfzehn verschiedene Programmarten werden ausgestrahlt zu Themenbereichen wie Kunst, Unterhaltung, Gesundheit, Musik, Elternschaft, Sport und Gesellschaft. Daneben werden Nachrichtensendungen in allen 16 anerkannten Ureinwohnersprachen Taiwans gesendet.
Eine der zentralen Aufgaben des Radiosenders werde sein, die Sprachen der indigenen Völker Taiwans zu erhalten und ihren Gebrauch zu fördern. Auch deshalb wird in den 16 verschiedenen Ureinwohnersprachen gesendet. In den letzten Jahrzehnten waren die Sprachen der Ureinwohner zunehmend durch die chinesische Sprache verdrängt worden, und einige dieser Sprachen sind heute schon fast in Vergessenheit geraten und drohen vollends zu verschwinden. Das Programm der Hörfunkanstalt soll dieser Entwicklung entgegen wirken. Gemeinsam mit dem Fernsehsender für Ureinwohner, der im Jahr 2005 in Betrieb genommen wurde, soll der Radiosender das Verständnis für das kulturelle Erbe der Ureinwohner des Landes stärken sowie die historische und die Übergangsjustiz fördern.
Nach Angaben der Stiftung für die Kultur der Indigenen Völker liegt die Netzabdeckung des Senders bei 94 Prozent der Ureinwohnersiedlungen und bei 75 Prozent der indigenen Bevölkerung. Damit werde der Radiosender ein wirkungsvolles Instrument sein, nicht nur, um die Informationskluft zwischen Stadt und Land zu überbrücken, sondern auch, um die neuesten Nachrichten aus indigenen Gemeinden weltweit zu übermitteln. Außerdem sollen Informationen zum Tagesgeschehen, zur Katastrophenvorsorge und zu Hilfsmaßnahmen zuverlässig gesendet werden.