Am 26. April veranstaltete das Vienna Center for Taiwan Studies (VCTS) der Universität Wien in der Aula des Universitätscampus eine Abendveranstaltung, auf welcher der taiwanesische Botschafter zu Deutschland, Shieh Jhy-Wey seinen Vortrag unter dem Titel „Taiwan und China – Ein Konflikt zweier Wertsysteme“ hielt. Botschafter Shieh wurde von der Dekanin der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät, Univ.-Prof. Dr. Melanie Mahlzahn, und der ehemaligen Vize-Rektorin und Professorin für Sinologie am Institut für Ostasienwissenschaften, Susanne Weigelin-Schwiedrzik, begrüßt. Beide wohnten dem Vortrag bis zum Schluss bei. Die anwesende Botschafterin zu Österreich, Shih Yeah-Ping, verdeutlichte in ihrer Begrüßungsrede, dass der Westen und die ganze Welt, von wirtschaftlichen Interessen geleitet, stark von China angezogen würden, einem Land, das unfrei und undemokratisch sei und Menschenrechte nicht respektiere. Taiwan verkörpere das Gegenteil und sei deswegen ein Modell für die chinesische Welt.
Der anschließende Vortrag von Botschafter Shieh fokussierte auf die großen Unterschiede zwischen Taiwan und China in diesen drei Bereichen. Eloquent und spitzfindig untermauerte er seine Überzeugung, dass das demokratische und freie Taiwan in der Weltpolitik eine ungerechte Behandlung erfahre. Durch seine Bemühungen konnte die Frau des in China schuldig gesprochenen Aktivisten Lee Ming-Che im deutschen Parlament über die Situation ihres Mannes umfassend informieren, was großes Echo in den deutschen Medien fand. Lee Ming-Ches Verurteilung könne mit dem Formosa-Urteil von 1980 (ein Gruppe von Demokratieaktivisten wurden vor ein Militärgericht gestellt und zu langjährigen Haftstrafen verurteilt) verglichen werden, mit dem Unterschied, dass während Taiwan sich danach zügig von einem autoritären zu einem demokratischen Staat entwickelte, China bis heute in seiner autoritären Phase verweile und im Namen des Staates Willkür walten ließe.
Das VCTS wurde 2009 gegründet, neben Kursen für MasterstudentInnen, lädt es regelmäßig ExpertInnen und WissenschaftlerInnen aus Taiwan und der ganzen Welt für Vorträge und Konferenzen ein. 2016 erhielt das Zentrum für seine Leistungen den 21. Jahrespreis der Fondation Culturelle Franco-Taiwanaise.