Am 22.11. veröffentlichte Die Presse einen Gastkommentar vom Leiter der Kriminalpolizei Taiwans Tsai Tsan-Po. Unter dem Titel „Eine Lücke im System polizeilicher Zusammenarbeit" unterstreicht Tsai die Wichtigkeit von Taiwans Beteiligung bei INTERPOL für eine verbesserte internationale Zusammenarbeit in der Verbrechensbekämpfung.
Die Bekämpfung der Kriminalität ist die gemeinsame Aufgabe und Verantwortung der Polizeikräfte weltweit. Nationen nicht eigenhändig angehen Die drei Schwerpunktbereiche unter dem strategischen Rahmen 2017-2020 von INTERPOL, nämlich Terrorismus, Cyber-Kriminalität und organisiertes Verbrechen, erfordern eine abgestimmte Reaktion; einzelne Nationen können dies nicht alleine bewältigen. Als Mitglied der internationalen Gemeinschaft der Polizei sollten Taiwans Polizeikräfte nicht außen vor gelassen werden. Sie haben die Verpflichtung, Verantwortung, Bereitschaft und Fähigkeit, gemeinsam mit ihren weltweiten Partnern an der Front im Kampf gegen grenzüberschreitende Kriminalität zu stehen.
Aufgrund politischer Faktoren ist Taiwan seit 34 Jahren von INTERPOL ausgeschlossen. Es fehlt ein zeitnaher Zugang zu wichtigen Informationen, die über das globale I-24/7 Polizei-Kommunikationssystem und die angeschlossene Datenbank für gestohlene und verlorene Reisedokumente (SLTD) zur Verfügung gestellt werden. Dies beeinträchtigt Taiwans Fähigkeiten zur Durchführung von Sicherheitsprüfungen an den Grenzen und zur Bekämpfung von Terrorismus, Menschenhandel und anderen grenzüberschreitenden Verbrechen erheblich. Der langfristige Ausschluss von INTERPOL führt zu Verzögerungen und Diskrepanzen beim Austausch von wichtigen Informationen und verhindert eine Teilnahme an internationalen Tagungen, Aktivitäten und Schulungen, was eine große Lücke im globalen Sicherheits- und Anti-Terror-Netzwerk verursacht.
Taiwan beantragte im Jahr 2016 die Teilnahme an der 85. Generalversammlung von INTERPOL als Beobachter und bat im Jahr 2017 um Unterstützung durch ein INTERPOL-Großereignis-Support-Team (IMEST), um für die Sicherheit bei der Universiade in Taipeh zu sorgen. Einzelne Beschlüsse oder Anordnungen von INTERPOL sollten vor dem Ziel der Stärkung der polizeilichen Zusammenarbeit keinen Vorrang haben und sich nicht über das in den Statuten von INTERPOL so deutlich festgeschriebene Verbot der politischen Einmischung hinwegsetzen.
Angesichts der zunehmenden grenzüberschreitenden Kriminalität ist es unerlässlich, dass die Strafverfolgungsbehörden weltweit einen engen Kontakt pflegen und eine effiziente Zusammenarbeit etablieren. Damit INTERPOL ihre Hauptziele erreicht, wie z. B. eine möglichst umfassende gegenseitige Unterstützung aller kriminalpolizeilichen Behörden sicherzustellen und weiterzuentwickeln, muss Taiwan einbezogen werden. Taiwan will gerne mit Strafverfolgungsbehörden auf der ganzen Welt bei der gemeinsamen Bekämpfung der Kriminalität zusammenarbeiten, um Lücken im globalen Sicherheitsnetzwerk zu schließen und durch eine echte Zusammenarbeit eine sicherere Welt zu schaffen.