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  Die Beziehungen zwischen Taiwan und Deutschlan... - Taipeh Vertretung in der Bundesrepublik Deutschland 駐德國台北代表處 :::
Hauptnachricht
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Die Beziehungen zwischen Taiwan und Deutschland

I. Überblick über die bilateralen Beziehungen

Im Jahr 1956 wurde in Bonn das „Pressebüro Freies China“ eingerichtet, das 1972 in „Fernost-Pressebüro“ umbenannt wurde. 1992 erfolgte die Umbenennung in „Taipeh Wirtschafts- und Kulturbüro in der Bundesrepublik Deutschland“, 1997 schließlich in „Taipeh Vertretung in der Bundesrepublik Deutschland“. Am 4. Oktober 1999 wurde der Sitz der Vertretung nach Berlin verlegt. Neben dem Büro in Berlin bestehen weitere Vertretungen in Hamburg, München und Frankfurt am Main. Zudem befindet sich in Bonn eine Wissenschaftsgruppe der Vertretung. Das Taiwan External Trade Development Council (TAITRA) unterhält Handelszentren in München und Düsseldorf und arbeitet dort gemeinsam mit den Wirtschaftsvertretungen des taiwanischen Wirtschaftsministeriums an der Vertiefung der bilateralen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen. Auf deutscher Seite sind in Taipeh unter anderem das „Deutsche Institut Taipei“, das „Goethe-Institut Taipei“ sowie das „Deutsche Wirtschaftsbüro Taipei“ vertreten.

II. Wirtschafts- und Handelsbeziehungen
Deutschland ist der wichtigste Handelspartner Taiwans in Europa sowie weltweit der achtgrößte Handelspartner, der zehntgrößte Exportmarkt und die sechstgrößte Importquelle. Im Jahr 2024 belief sich das bilaterale Handelsvolumen auf 20,43 Milliarden US-Dollar. Davon entfielen rund 13,54 Milliarden US-Dollar auf Importe aus Deutschland und etwa 6,90 Milliarden US-Dollar auf Exporte nach Deutschland, was zu einem Handelsdefizit in Höhe von ca. 6,64 Milliarden US-Dollar führte. Rund 300 deutsche Unternehmen sind in Taiwan tätig, während etwa 250 taiwanische Unternehmen in Deutschland investieren, wobei die meisten Standorte im Bundesland Nordrhein-Westfalen liegen. Die wichtigsten Branchen umfassen die Elektronik- und Informationstechnologie, gefolgt von Maschinenbau, Automobil- und Verkehrstechnik, Biotechnologie sowie der Lebensmittelindustrie. Mögliche Kooperationsfelder zwischen Taiwan und Deutschland umfassen Wasserstofftechnologie, Elektromobilität, biomedizinische Technologien und Medizintechnik, den Ausbau der 5G-Netzinfrastruktur, Künstliche Intelligenz (KI) sowie Drohnentechnologie.

Im Jahr 2023 belief sich das genehmigte Investitionsvolumen Deutschlands in Taiwan auf insgesamt 1,553 Milliarden US-Dollar, womit Deutschland zum zweitgrößten ausländischen Investor in Taiwan wurde. Am 8. August 2023 kündigte TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Company) die Errichtung einer neuen Produktionsstätte in Deutschland an. Der Spatenstich für das Werk fand am 20. August 2024 in Dresden statt. An der Zeremonie nahmen auf Einladung Bundeskanzler Olaf Scholz, die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen sowie der Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Michael Kretschmer, teil und hielten Ansprachen.

III. Politische Beziehungen

Die Bundesregierung hat wiederholt betont, dass Taiwan ein wichtiger wertebasierter Partner Deutschlands ist, und zeigt sich bereit, die Zusammenarbeit mit Taiwan in Bereichen wie Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Technologie sowie Innovation und Start-ups weiter auszubauen. Im Dezember 2021 enthielt der Koalitionsvertrag der „Ampelregierung“ erstmals eine Formulierung zugunsten Taiwans: Unter dem Rahmen der „Ein-China-Politik der EU“ wird die substanzielle Beteiligung der demokratischen Inselrepublik an internationalen Organisationen unterstützt; zudem wird betont, dass der Status quo in der Taiwanstraße nur auf friedliche und einvernehmliche Weise verändert werden dürfe.

Im September 2020 veröffentlichte die Bundesregierung ihre „Indo-Pazifik-Leitlinien“. Von August 2021 bis Februar 2022 entsandte Deutschland die Fregatte Bayern in die Region. Im August 2022 folgte die Entsendung von sechs Eurofightern sowie Transport- und Tankflugzeugen zur Teilnahme an gemeinsamen Militärübungen mit Australien und weiteren Ländern. Am 14. September 2022 veröffentlichte die Bundesregierung den ersten Fortschrittsbericht zu den Indo-Pazifik-Leitlinien, in dem Taiwan erstmals ausdrücklich genannt wurde. Auch darin wurde betont, dass eine Änderung des Status quo in der Taiwanstraße nur mit beiderseitigem Einverständnis und auf friedlichem Wege erfolgen dürfe.

In den Jahren 2023 und 2024 veröffentlichte die Bundesregierung den zweiten und dritten Fortschrittsbericht, in denen mehrfach konkrete Maßnahmen zur Vertiefung der bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Taiwan dokumentiert wurden.

Am 13. Juli 2023 verabschiedete das Bundeskabinett erstmals eine umfassende „China-Strategie“. Darin wird Taiwan als mögliches Element zur Diversifizierung genannt. Im Rahmen der angestrebten „Resilienz gegenüber China“ hebt die Strategie die sicherheitspolitische Relevanz der Taiwanstraße für deutsche Interessen hervor und empfiehlt deutschen Forschungseinrichtungen, Bundesministerien und Landesregierungen, Taiwan als strategischen Kooperationspartner in Betracht zu ziehen.

Im März 2023 besuchte die Bundesministerin für Bildung und Forschung Bettina Stark-Watzinger (FDP) Taiwan – der erste Besuch eines deutschen Kabinettsmitglieds seit 26 Jahren.

Zwischen Ende Juli und Anfang August 2024 reiste Verteidigungsminister Boris Pistorius in mehrere Länder des Indo-Pazifik-Raums, um den sicherheitspolitischen Austausch zu intensivieren. Am 13. September 2024 durchquerten die Fregatte Baden-Württemberg sowie das Versorgungsschiff Frankfurt am Main – nach 22 Jahren – erneut die Taiwanstraße.

Im April 2025 wurde im Koalitionsvertrag der neuen „Großen Koalition“ (Schwarz-Rot) erneut ein Passus zur Unterstützung Taiwans aufgenommen. Darin wird betont, dass die Beziehungen zu Taiwan im Rahmen der deutschen „Ein-China-Politik“ weiterentwickelt werden sollen. Auch hier wird bekräftigt, dass Veränderungen des Status quo in der Taiwanstraße nur auf friedlichem Wege und mit beiderseitigem Einverständnis erfolgen dürfen.

Obwohl Deutschland und Taiwan keine diplomatischen Beziehungen unterhalten, konnten die bilateralen Beziehungen in verschiedenen Bereichen durch die engagierte Arbeit der Vertretung Taiwans in Deutschland (Taipeh Vertretung) sowie durch die Unterstützung des „parlamentarischen Freundeskreises Berlin-Taipeh“ kontinuierlich vertieft werden. In diesem Rahmen wurden eine Vielzahl an bilateralen Vereinbarungen und Absichtserklärungen unterzeichnet, darunter:

– Abkommen zum Jugendferien-Arbeitsaufenthalts-Programm (Working-Holiday-Programm)
– Kooperationsabkommen zur Bekämpfung von Zollbetrug
– Doppelbesteuerungsabkommen
– Abkommen über die Überstellung von Straftätern und die Zusammenarbeit bei der Strafvollstreckung
– Gemeinsame Erklärungen zur Zusammenarbeit im Bereich Arzneimittel und Medizintechnik
– Absichtserklärungen zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit und zur Energiewende
– Gemeinsame Erklärung zur Innovations- und F&E-Kooperation kleiner und mittlerer Unternehmen
– Absichtserklärungen zur Zusammenarbeit im Emissionshandel, im Landverkehr und zur Verkehrssicherheit
– Absprache über die gegenseitige Anerkennung von Führerscheinen
– Absichtserklärung zur Zusammenarbeit bei Vergangenheitsbewältigung (Transitional Justice)
– Gemeinsame Erklärung zur Zusammenarbeit in der Finanzmarktaufsicht
– Abkommen zur gegenseitigen Nutzung der automatisierten Grenzkontrolle
– Abkommen über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit

-Absichtserklärung über Luftverkehrsdienste
– Abkommen über gegenseitige Rechtshilfe in Strafsachen.

IV. Beziehungen zum Bundestag

Am 19. Mai 2022 verabschiedete der Deutsche Bundestag erstmals in einer Plenarsitzung mit Mehrheit einen gemeinsamen Antrag der Regierungskoalition („Ampel“) und der größten Oppositionsfraktion CDU/CSU, in dem die Wiederaufnahme Taiwans in die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie in ihre Aktivitäten und Mechanismen unterstützt wurde. Die Bundesregierung wurde zugleich aufgefordert, regelmäßig darüber zu berichten, ob und in welchem Ausmaß alle relevanten Akteure – darunter auch Taiwan – in die WHO-Gremien einbezogen werden.

Am 12. Mai 2023 verabschiedete der Bundestag mit überwältigender Mehrheit von 497 Ja-Stimmen eine Resolution zum 75-jährigen Bestehen der WHO. Darin wurde die Bundesregierung erneut aufgefordert, sich weiterhin für Taiwans Teilnahme an der Weltgesundheitsversammlung (WHA) sowie an Konferenzen und Aktivitäten der WHO einzusetzen. Diese breite Zustimmung unterstreicht das fortwährende Engagement der vier größten Fraktionen für Taiwan.

Am 4. Juli 2024 verabschiedete der Bundestag eine weitere Resolution mit dem Titel „Mit Partnern im Indo-Pazifik globale Herausforderungen bewältigen“, eingebracht von der Regierungskoalition. Diese Resolution bekräftigt die Bedeutung von Frieden und Stabilität in der Taiwanstraße und stellt klar, dass einseitige Veränderungen des Status quo nicht akzeptiert werden können. Es ist das erste Mal, dass der Bundestag eine Resolution verabschiedet hat, die ausdrücklich auf die Sicherheit und Stabilität in der Taiwanstraße Bezug nimmt.

Am 23. Februar 2025 wurden bei den 21. Bundestagswahlen in Deutschland 630 Abgeordnete gewählt. Der im Jahr 1989 gegründete parlamentarische Freundeskreis Berlin–Taipeh konstituierte sich im September 2025 offiziell im Deutschen Bundestag und ist damit erneut einer der offiziellen parlamentarischen Freundschaftskreise des Bundestages. Den Vorsitz führt der Abgeordnete Till Steffen von Bündnis 90/Die Grünen. Abgeordnete verschiedener Fraktionen sind dem Freundeskreis beigetreten und übernehmen die Funktionen der stellvertretenden Vorsitzenden. Die parlamentarische Diplomatie war stets ein wichtiger Mechanismus im bilateralen Austausch zwischen Deutschland und Taiwan und hat wesentlich zur Vertiefung der Beziehungen zwischen beiden Ländern beigetragen.