Zusammenfassung des Artikels von Dr. Tzou-yien Lin
Minister für Gesundheit und Soziales Republik China (Taiwan)
SARS, eine schwere grippeähnliche Infektionserkrankung, war im Jahr 2003 erstmalsausgebrochen und kostete laut Weltgesundheitsorganisation insgesamt 774 Menschen dasLeben. Seit damals tauchten weitere bis dahin unbekannte ansteckende Krankheiten auf wieEbola und MERS (eine schwere Infektionskrankheit der Atemwege, erstmals 2012 aufgetreten).
Der Zika-Virus trat letztes Jahr in Südamerika auf und hat seitdem alle anderen Kontinenteerreicht und stellt weltweit die Seuchenschutzbehörden auf eine harte Probe.
Die Weltgesundheitsorganisation hat im Jahr 2014 geschätzt, dass durch Vektoren übertrageneSeuchen 17 Prozent der weltweit verbreiteten Infektionskrankheiten ausmachen und jedes Jahrbis zu 750 000 Menschen daran sterben.Dengue-Fieber, die sich am schnellsten ausbreitende durch Krankheitsträger übertrageneInfektion, ist in mehr als 100 Ländern endemisch. Weltweit sind vier von zehn Personen einerAnsteckungsgefahr ausgesetzt. Taiwan hat letztes Jahr 43 419 Fälle im Land bestätigen müssen, eine der schlimmsten Dengue-Fieber-Wellen seit dem ersten Auftreten der Krankheit
im Jahr 1987. Da das Zika-Virus von der gleichen Moskitoart übertragen wird wie das Dengue-Virus, besteht in Taiwan auch ein erhöhtes Risiko für einen Ausbruch von Zika.Wir wissen, dass übertragbare Infektionskrankheiten keine Grenzen kennen. Taiwan hatdeshalb seit 2009, als wir offiziell in das Rahmenwerk der WHO aufgenommen wurden, alleVerantwortlichkeiten hinsichtlich der International Health Regulations übernommen. Wir haben
einen IHR Contact Point mit der WHO eingerichtet, um schnell regionale sowie globaleAntworten bei Bedrohung der öffentlichen Gesundheit zu erhalten. Wir haben unsereÜberwachungs- und Beantwortungskapazitäten überprüft und sie rechtzeitig verbessert, um denKernanforderungen von Annex 1B IHR der WHO zu genügen. Außerdem verfolgt Taiwanständig die internationalen Entwicklungen, um seine Standards für die Gesundheit und
Sicherheit der Öffentlichkeit zu optimieren.
Beim Ausbruch von Ebola in Westafrika im Jahr 2014 haben wir außer Ausrüstungsmaterialeine Million US$ gespendet. Seitdem haben wir vier Ausbildungscamps für Menschen, die imGesundheitswesen im asiatisch-pazifischen Raum und in Südostasien tätig sind, veranstaltet, um die regionalen Personalkapazitäten zu stärken und um die Erreger zügig zu identifizieren
und entsprechend darauf reagieren zu können. Teilnehmer aus 14 Ländern haben dabei ihreErfahrungen ausgetauscht und haben mittlerweile regionale Netzwerke gebildet, um bei potenziellen Gesundheitsgefährdungen durch übertragbare Krankheiten schnelle Lösungen zu finden.
Unsere Bevölkerung ist auch immer wieder jahreszeitlich bedingten Grippewellen ausgesetzt. Erfahrungen mit vergangenen Influenza-Epidemien haben gezeigt, dass sie eine große Herausforderung für unser Gesundheitssystem darstellen. Gerade bei älteren Menschen kommt es bei Grippeerkrankungen zu Krankenhausaufenthalten, deshalb werben wir verstärkt für jährliche Grippeimpfungen. Während wir uns um systematische Planung hinsichtlich der jährlichen Grippewellen bemühen,bleibt es unsere Vision, ein weltumfassendes Gesundheitsvorsorgenetz aufzubauen, und wir arbeiten hart an dieser Zielsetzung.
Um die Nationen zusammen zu bringen sich für den Weltgesundheitsschutz einzusetzen, den Ausbruch von Seuchen zu verhindern und Gefährdungen frühzeitig zu erkennen und schnell darauf zu reagieren, haben die USA die Global Health Security Agenda zusammen mit der WHO, der Food and Agriculture Organization for the United Nations und der World Organization
for Animal Health ins Leben gerufen. Indem Taiwan diese Rahmenwerke übernimmt, unterstützt das Land die Zusammenarbeit sowohl in der Human- wie auch in der Tiermedizin und leistet seinen Anteil am Aufbau eines einheitlichen Systems zur Kontrolle von ansteckenden Krankheiten. Während wir weiter auf eine bessere Einbindung in die internationale Gemeinschaft hoffen, arbeiten wir im eigenen Land an der Optimierung unserer Gesundheitspolitik und deren Umsetzung. Wir richten gerade ein Forschungszentrum für übertragbare Krankheiten im Süden von Taiwan ein, wobei wir regionale Ressourcen nutzen und die Lokalregierungen unterstützen. Taiwan wird weiter bilaterale und multilaterale Wissenschaftskooperationen suchen, und wir werden aktiv am Geschehen der Weltgesundheitspolitik beteiligt sein. Eine solche Teilhabe gewährleistet auch, dass die Sicherheit der Weltgesundheit niemals wieder blinde Flecken
aufweist aufgrund blockierter Kommunikation und fehlender Transparenz.
(eB)